Im Schein der Freiheit werden die Fesseln sichtbar, die man sich selbst angelegt hat
Wir leben in einer Zeit, in der alles möglich ist. Selbstverwirklichung wird so groß geschrieben wie noch nie. Viele Menschen in meinem Umfeld fühlen sich dennoch weder glücklich noch wirklich zufrieden. Vielen scheint eine Sinnhaftigkeit in dem, was sie beruflich machen zu fehlen. Die Freiheit zu wählen führt also auch dazu, den Beruf, Arbeit, Lebenskonzept zu prüfen. Zufriedenheit erfolgt auf einer immer höheren Messlatte. Oftmals scheint es noch etwas zu geben, das fehlt, um sich zufrieden, glücklich und frei zu fühlen.
Um dieser Beobachtung nachzugehen, befasste ich mich in den letzten Wochen mit dem Phänomen der Prokrastination: Dem extremen Aufschieben von Dingen.
Jeder kennt das: Man hat sich eine bestimmte Sache vorgenommen, anstatt aber anzufangen, wird alles andere äußerst wichtig erstmal zu erledigen, damit man dann wirklich beginnen kann: Mails beantworten, Aufräumen, Kaffee kochen, sich fragen, wie es dem und dem geht und sich bei ihnen melden etc. – die Arbeit jedoch bleibt liegen und unangetastet, auf den nächsten Moment verschoben. Prokrastination greift jedoch nicht nur bei Dingen, die erledigt werden müssen, sondern vor allem auch bei den Dingen, die man sich erfüllen möchte wie Kindheitsträume, Sehnsüchte, Hobbies haben oder etwas Erlernen. Weshalb stehen wir uns also selber so im Weg bei der Erfahrung von Glücklichkeit?
Eine Erklärung fand ich im Buch von Robert A. Johnson „Owning the own shadow“. Er benutzt den Begriff des Schatten aus der Jungianschen Psychologie und bezeichnet damit jenen Bereich der Psyche, in welchen alles hineinverlagert wird, das innerhalb der Gesellschaft nicht angenommen wird. So schreibt er, dass im Schatten nicht nur negative Eigenschaften verbannt würden, sondern viel mehr alles, für das im Ego, im bewussten Ich, kein Platz sei. So landen dort auch riesige Potentiale, unser inneres Gold, das aus den unterschiedlichsten Gründen verdrängt wurde.
Um diesen Kraftaufwand zu minimieren, den es kostet, Schattenanteile im Schatten zu behalten, richten wir uns sogenannte Komfortzonen ein: Lebensumstände, unter denen wir dem Druck der Schatten weitgehend ausweichen und uns so vermeintlich wohler fühlen. Wir verbauen uns jedoch so auch alle Möglichkeiten, unsere eigenen Potentiale zu leben. Wagen wir den Schritt heraus aus unseren Komfortzonen, können wir selbst beobachten, wie in uns unglaubliche Energien frei werden, die uns befähigen, Dinge in die Hand zu nehmen, die wir uns vorher niemals zugetraut hätten.
Genau hier schließt sich der Kreis der Limitierung:
Denn der beste Schutzmechanismus der Komfortzone ist die Prokrastination selbst. Die mangelnde Motivation, uns zu dem aufzuraffen, was wir eigentlich schon immer machen wollten. Denn, sobald wir motiviert sind, kommen wir in Kontakt mit den von uns geschaffenen Komfortzonen und selbst wenn wir bereit sind, diese zu überwinden, kommen wir in Kontakt mit unseren Schattenanteilen. Hier müssen wir erstmal bereit sein, diese wieder zu integrieren und anzuerkennen. Das geht oftmals mit Angst, depressiver Verstimmung und tiefgründigen Zweifeln einher. Doch schaffen wir es, diese Schatten wieder einzuladen, werden wir den Zugang zu unserem inneren Gold wiederfinden und Glücklichkeit, Freude und Zufriedenheit wird ein immer natürlicherer Zustand sein.
Im Schattenbereich existieren also sogenannte blinde Flecken. Stellen, die wir nicht bewusst wahrnehmen, obwohl dort positive, äußerst schöne und mächtige Potentiale von uns liegen.
Ich zum Beispiel hatte das Thema der Kreativität für mich vor Jahren so abgehakt, dass ich davon überzeugt war „Ist halt nichts für mich. Ich würde ja gerne, aber ist nicht mein Gebiet...“ . Ich höre von anderen zum Beispiel „Ja, ich kann nicht vor Gruppen sprechen, ich bin eben zurückhaltend. Ist nicht meine Art“
Genau auf diese Art werden Erklärungsmodelle konstruiert, die es rechtfertigen, bestimmte Fähigkeiten nicht zu besitzen. Das Chakren-Modell, das ich im vorigen Beitrag vorgestellt habe, zeigt jedoch, dass die Anlagen für alles in jedem von uns vorhanden sind. Und wenn es Gebiete gibt, die wir in uns noch nicht erobert haben, dann nur, weil wir uns noch in einer Limitation und Komfortzone in diesem Bereich bewegen, die es nicht zulässt, sich für das Unbekannte, dem Schatten, dem Kraftvollen zu öffnen. Alleine durch diese Bewusstwerdung sind Wünsche, wie Malen oder Instrumente spielen lernen wieder in meinen Fokus gekommen und fange an, diese Bereiche in mir erneut zu erobern.
Der erste Schritt der Veränderung ist also das Erkennen. Wenn es erkannt wird, ist es schon kein Schatten mehr.
Der zweite Schritt ist die Anerkennung. Die Anerkennung darüber, dass du deine Realität kreierst und alles in deiner Hand liegt, wie eben auch deine Potentiale und deine Möglichkeiten. Der dritte Schritt ist dann das Handeln und die Umsetzung dessen, was du erkannt hast.
Um die Dynamik der Prokrastination in mir zu verändern, trickse ich ein wenig rum.
Ich frage mich gerade jeden Tag welcher kleinen Herausforderung ich mich stellen möchte und mache dann genau das. Das können ganz kleine Dinge sein, wie auf Naschen zu verzichten, obwohl ich Lust auf Süßes habe. Wofür ich sogar einkaufen gehen würde und gleichmal eine halbe Stunde des Tages erfolgreiches Prokrastinieren umgangen bin. Oder gerade in die Stille zu gehen, wenn ich merke, dass ich unruhig werde und meiner Unruhe so den gesamten Raum gebe. So bringt es mich vom aufräumen, abwaschen, umräumen in die Stille, anstatt auszuagieren, gebe ich dem Raum und kann meistens in einem Bruchteil der Zeit wieder da weitermachen, wo ich mich gerade noch davor gedrückt habe. So wird es immer einfacher in allen Bereichen Gedanken, die Prokrastination fördern und deren (Nicht-)Handlungen in mir zu erkennen. Sich meinen Herausforderungen eben nicht zu stellen ist Teil der Prokrastination. Deshalb kann das Überwinden von kleinen, selbst belanglosen Herausforderungen die gesamte Dynamik der Prokrastination berühren und diese verändern.
Ich freue mich, von Dir zu hören.
Dana Stechow
Zwinglistr. 5
10555 Berlin
E-Mail:
praxis@danastechow.de
Telefon:
0176/34680612
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