Wir alle möchten uns gesehen fühlen. Wenn wir uns erkannt fühlen, entspannen wir uns und können loslassen. Wir können uns absinken lassen in uns selbst mit dem, was sich uns zeigt, sei es Schmerz, Potential, Emotion oder eine Idee.
Innerhalb einer Beziehung entstehen jedoch manchmal Dynamiken, wo einer von beiden in tiefe Gefühle kommt und diese schwer aushalten kann. Anstatt zu erlauben, was da ist, werden Sachen gesagt oder unternommen, um da wieder rauszukommen. . Das kann so aussehen, dass man sich schwächer macht und auf Hilfe und Unterstützung vom anderen hofft. Hier gibt man seinen eigenen inneren Raum auf und überlässt dem anderen den Raum. Das passiert oft bei allen möglichen Formen des Rückzugs. Das kann aber auch in Vorwürfen enden, hier wird der innere Raum zugeschirmt und verteidigt. Das Problem wird auch hier nach außen hin verlagert, anstatt komplett bei sich im Gefühl zu bleiben. Erlauben wir uns zu fühlen, was in uns ist, und öffnen uns uns selbst gegenüber, bleibt unser Herz auch dem anderen gegenüber offen. Das heißt, wenn du merkst, dass deine Gefühle für den anderen abnehmen, obwohl du ihn eigentlich liebst und Gefühle, die Getrenntheit verstärken den Raum einnehmen, trennst du in Wahrheit in dir selbst etwas ab und projizierst es nach aussen.
Enttäuschungen gehen oft damit einher, weil damit verbundene Erwartungen nie ausgesprochen wurden oder der andere dem dann auch nicht entsprechen kann.
Ich sehe oft in den Paarsitzungen, wie manchmal vorausgesetzt wird, dass der andere sieht, wie es einem geht, und darauf eingehen sollte. Man selbst seinen eigenen Raum für die Gefühle aber gar nicht hält und es auf den anderen legt, dass dieser sich darum kümmern soll. Eine erfüllte Beziehung, wo echter Austausch passiert setzt jedoch voraus, dass wir uns selbst gegenüber erstmal richtig erlauben zu spüren und präsent zu sein und vollste Verantwortung dafür übernehmen. Das kreiert eine Freiheit, wo der Partner so zu hören kann, ohne Druck, dass es an ihm liegt, ob es einem selbst besser geht oder nicht. Dafür ist nie der andere verantwortlich, egal, was er gesagt oder getan hat. Wir dürfen unsere Verantwortung für uns übernehmen, wie wir uns auf das beziehen, was in uns ist und von außen zu uns gekommen ist.
Die Verantwortung wird immer leichter werden zu übernehmen, wenn wir lernen unsere Gefühle in uns zu erlauben und wohlwollend mit ihnen umzugehen. Ohne strafende Worte und ohne den inneren Kritiker.
Ich kann rückblickend sehen, wie ich in meinen ersten Partnerschaften oft in der Angst vor dem Verlassen werden war und mir unbewusst von meinem Partner gewünscht hatte, dass er mir Sicherheit gibt, damit ich diese Angst nicht zu spüren brauchte.
Doch hatte ich damit Druck aufgebaut, aus dem sich der Partner zu entziehen versuchte, indem er aus dem Kontakt ging, innerlich, wie äußerlich. Je mehr ich Sicherheit wollte, desto mehr ist das Gegenteil passiert. Die Sicherheit, die ich fühlen wollte, konnte mir mein Partner auch gar nicht geben, sie war wie ein unstillbares Fass, solange ich es im Außen gesucht hatte. So wiederholte sich der Kreislauf, denn das Unbehagen in mir wuchs, Bedürfnisse wurden größer, Druck immenser und die Entfernung immer weniger überbrückbar.
All diese Reaktionen auf das Gefühl, das der eine nicht spüren möchte, baut Druck bei dem anderen auf. Diese Gefühle sind manchmal sogar so abgetrennt, dass sie nicht mal gefühlt werden können, sondern nur noch die Reaktionen und Vermeidungsstrategien zu sehen sind. Wenn man sich ärgert, liegt vielleicht ein Traurigkeit zugrunde. Wenn man sich traurig ist, weil der andere was nicht gemacht hat, liegt vielleicht eine innere Leere zugrunde, wo man zu sich selbst kaum Kontakt spürt.
Handlungsdruck, Verteidigung, Rückzug, Ohnmacht, Kontrolle oder Vorwürfe können solche Vermeidungsstrategien sein. Und diese Reaktionen führen zu noch mehr Distanz und am Ende zu Kommunikationsproblemen, bis man sich gar nicht mehr versteht. Jeder ist dabei zu interpretieren, was der andere gemeint haben könnte und nichts wird mehr verstanden, wie es gesagt und gemeint war.
Anstrengend. Oder?!
Wir wäre es, wenn der eine bei dem bleiben kann, was gerade passiert, sei es Schmerz, Potential, Emotion oder eine Idee und sie erstmal komplett versucht zu ergründen, zu spüren, zu erkunden wie eine Gegend, die man noch nicht gesehen hat.
Es könnte passieren, dass man dann völlig anders auf sich selbst anfängt zu reagieren, die Vermeidungsstrategien schwächer werden, weniger reagiert werden muss und dadurch auch dem anderen ganz andere Sachen beginnt zu sagen. Dinge, die eben tiefer liegen, näher an einem selbst liegen und dadurch der andere mehr Freiraum erfährt und besser zuhören kann.
Wenn derjenige in dem bleiben kann, was ihn gerade bewegt, fällt es dem Partner wesentlich leichter den Raum dafür zu halten, da es keinen Druck gibt, der auf ihn abgeladen wird. Er muss die Situation nicht ändern, und generell muss sich nichts an der Situation ändern. Kann der eine bei sich bleiben, braucht auch der Partner nicht reagieren. Die Dynamiken, die auf Vermeidung basieren heben sich dann auf.
Es ist oftmals nicht einfach diese Dynamik zu durchbrechen, wo man getriggert wird und dann anstatt zu reagieren inne hält und nichts tut. Aber oftmals ist das ein ganz direkter Schlüssel, der alles verändern kann:
Wenn dich was triggert, und du möchtest am liebsten etwas sagen oder reagieren, wenn du dich fast genötigt fühlst zu handeln, sei es weil es sich in dir unangenehm
anfühlt oder vom Partner Handlungsdruck spürbar ist, schau mal, ob du ganz bewusst tiefe, lange Atemzüge nehmen kannst. Richte deine gesamte Aufmerksamkeit auf deinen Atem, lang und tief, bis der Handlungs-, oder Reaktionsdruck sich verändert hat. Schau deinen Partner an und frage hin, wie er sich fühlt. Erzähle ihm, wie du dich fühlst. Unsere Gefühle werden instabil, wenn wir darüber reden, fangen an zu zerfallen bis die Leere und Weite im Herzen übrig bleibt. Und wieder genügend Raum vorhanden ist sich zu begegnen und Neues zu kreieren.
Das heißt, damit du dich vom anderen gesehen fühlen kannst, siehst und fühlst du als erstes deine Gefühle. Das, was in dir ist. Und das zu erkennen und dann darüber zu sprechen, dich mitzuteilen öffnet den Raum, in dem der Partner dich sehen kann, egal ob im Schmerz, Potential, Emotion oder einer Idee.
Wie geht man nun damit um, wenn man in seiner Angst gesehen sein will und der andere anstatt Raum zu halten getriggert wird in seinen eigenen Themen?
Ja, wenn du in deiner Angst bleiben kannst, kannst du auch deinem Partner erlauben, seine Ängste zu fühlen, seine Trigger–Punkte zu spüren und ihn da sein und bleiben lassen. Beziehung ist etwas so Wunderbares, wenn sich und dem anderen nur genügend Raum gelassen wird.
Verinnerliche, dass selbst wenn du merkst, dass es deinen Partner triggert, was du grad von dir teilst, es total o.k. Ist, dass er getriggert ist. Nichts, was sich auch hier ändern muss. Wichtig ist, dass wir erkennen, wann man selbst oder der andere beginnt mit Vermeidungsstrategien wie Verteidigung, Ohnmacht, Angriff, Beschuldigung, Rückzug zu antworten. Komme zu dir zurück und fühle deine Gefühle. Erlaube sie. Das entzieht dem anderen den Wind, in sich auch was vermeiden zu wollen. Es ist dich ein Geschenk, wenn wir gegenseitig uns helfen können, uns besser wahrzunehmen und lernen, die Energie in das zu stecken, was uns stärkt, und verbindet, statt schwächt und abtrennt.
Es gibt eine Dynamik, die mir vor einigen Monaten bewusst wurde, als ich einen wirklich wunderbaren Menschen in mein Leben begrüßen durfte. Ich erfuhr, dass je mehr ich in mir bleibe, umso größer, ja intensiver der Kontakt zu ihm war.
Ich stelle mir ein Bild vor wie zwei Kreise, eins bin ich, eins ist der Andere. Wenn ich mir erlaube mich so zurückzulehnen, dass ich den gesamten Raum nach hinten einnehme, umso mehr Raum wird zwischen uns kreiert, in dem wir uns begegnen können. Man nennt diesen dritten Raum auch Mandorla. Er leitet sich vom Wort Mandel ab. Die Mandel hat die gleiche Form der Schnittstelle, wenn zwei Kreise sich überschneiden. Die Kreise kannst du dir auch innerhalb einer Beziehung vorstellen. Du bist der eine, der andere Kreis ist dein Partner. Oder auch ein Wunsch. Ein Projekt oder ein Hobby.
Wenn du dich in dich zurücklehnst, erweiterst du deinen Kreis und damit die Größe einer Schnittmenge. Wenn du in Aktion gehst und vermeidest, was in dir ist, bewegst du dich nach vorne aus deinem Kreis raus und verhinderst damit eine Überschneidung mit dem anderen Kreis. Das hei0t, wenn du einen Wunsch hast, oder in einer Beziehung mit einem Menschen bist, die sich nicht so gestaltet, wie du es gern hättest oder noch nicht da ist, dann hilft es nichts in die Aktion zu gehen und loszupreschen. Das andere wird sich dadurch nur noch mehr entfernen und deine Bemühungen werden in einer Anstrengung enden, die sowohl für dich als auch dem anderen sich nicht gut anfühlen.
Wenn ich nun in die Angst gehe, oder ins Bedürfnis, oder die Kontrolle, dann gehe ich in den Kreis des Anderen hinein. Ich gehe energetisch gesprochen aus mir heraus und in den Raum des anderen hinein. Damit übergehe ich jedoch die Möglichkeit des Mandorla. Der Partner kann sich daraufhin nur zurückziehen, um seinen eigenen Raum beizubehalten. Der Rückzug kann soweit gehen, dass es keine Überschneidung der beiden Kreise mehr gibt und die Kommunikation unmöglich wird. Das Mandorla ist jedoch der Raum, in dem Begegnung stattfinden kann. Der Raum der Begegnung liegt nicht im anderen oder im Außen.
Der leichtere Weg ist zu lernen, wie die Dinge zu dir kommen können. Dafür braucht es deine Präsenz und dein in dich zurücklehnen. Im Bild des Mandorla gesprochen bedeutet es, dass du dich an deine Rückwand im Kreis anlehnst um den Raum zu öffnen, dass der andere oder das andere sich nähern kann in seiner Präsenz. Keines von beiden darf sich aus sich selbst heraus entfernen. Dann kann in der Überschneidung beider Kreise dieser dritte Raum entstehen, das Mandorla, in dem Begegnung stattfinden kann und eine Erfahrung ganz ausgekostet werden kann. Der Teil, der sich überschneidet ist ja immer noch ein Teil von dir. Er liegt nicht ausserhalb. Und mit deiner Präsenz an deiner Rückwand kannst du die Erfahrung ganz erleben. Wir sind Erfahrender und Beobachter zur gleichen Zeit und haben damit die Möglichkeit ganz bewusst zu erfahren und zu erleben, was da in diesem dritten Raum passiert.
Es ist paradox und kontra intuitiv. Und darin liegt die Magie des Lebens. Das Licht sehen wir am stärksten im Kontrast der umliegenden Nacht. Der Fisch weiss am wenigsten, dass er sich im Wasser befindet, bis er am Strand liegt und merkt, dass das Wasser fehlt, das sein natürlicher Lebensraum ist.
Unsere Chance als schöpferische Wesen ist es, dass wir beides zugleich wahrnehmen können. Beide polare Qualitäten. Wir können uns erfahren in uns, wir können den anderen erleben durch unsere Präsenz in uns und wir können mit dem anderen eine Erfahrung machen, die alleine nicht möglich wäre, in uns. Das ist für mich die neue Zeitqualität, in der wir kollektiv drin sind. Die Zeit des Ko-Kreierens. Gibt einer seinen Platz auf, findet keine Ko-Kreation mehr statt. Nimmst du deinen Platz ein, und der andere gibt seinen Platz auf und folgt dir grenzenlos, findet auch hier keine Ko-Kreation mehr statt. Wachstum ist dann nicht mehr möglich.
Seinen eigenen Kreis zu vergrößern über die eigene Präsenz ist also die Grundlage für dein Wachstum und auch dem Wachstum innerhalb der Partnerschaft.
Ich bin immer wieder so fasziniert von den Paradoxien, die das Leben uns erfahren lässt.
Wenn du also denkst, du brauchst etwas von deinem Partner, oder ihm was vorwirfst, oder dich von ihm abhängig machst, vielleicht magst du ausprobieren wie es ist, in dir dich zurückzulehnen, tief und lang zu atmen. In dir zu finden, was du im außen suchst. In dir zu finden, was du dem anderen vor-wirfst. Hebe es wieder auf, packe es in dein Herz, atme es in dich hinein, bis es seinen Platz wieder gefunden hat und lasse deinem Partner den Raum, der ihm gebührt, in dem du deinen Raum einnimmst, in dir. Wenn du dich siehst, kann der andere dich sehen. Dann erst kannst du dich gesehen fühlen und dem anderen damit auch Raum geben, dass auch dieser sich gesehen fühlen kann, weil nichts mehr zwischen euch steht, an Erwartungen, Vorwürfen, Bedürfnissen, Vermeidungen, Verteidigungen oder anderen Mechanismen, die dich aus dir heraus katapultieren. Bleibe in dir und atme, bis der innere Sturm sich gelegt hat. Und dann schau auf die Situation und teile mit, was in dir vorging und übernehme Verantwortung für das, was du fühlen möchtest. Manchmal bedeutet es auch, dass wir innerhalb einer Beziehung erst einmal wieder einen Schritt zurück gehen und den Fokus auf uns lenken. Wenn der andere uns nicht gut tut, ist es das beste, dass wir in uns landen und Verantwortung dafür übernehmen, uns gut zu fühlen. Dinge, die uns nähren, die uns stabilisieren, die unser Herz weich und offen sein lassen.
Manchmal heisst es auch zu erkennen, wo der andere uns nicht gut tut, wo wir uns aufgeben, oder Bedürfnisse in uns aufgeben für den anderen und dieses wieder für uns zurückerobern, ohne den anderen.
Ich hatte eine Klientin, sie war so voller Wut, als sie zu mir kam, weil der Partner ein Bild von ihr hat und spiegelt, dass sie gar nicht ist und ständig sich in Rechtfertigungen und Missverständnissen erlebt hat, die die Beziehung sehr herausgefordert haben. Sie bemerkte jedoch, wie sie innerhalb der Beziehung bestimmte Bedürfnisse und Wünsche nach hinten geschoben hat, aus dem Kreis des Mandorla hinaus, weil sie wusste, dass diese Wünsche ihm nicht passten. Erst als sie in Kontakt mit diesen Wünschen wieder kam und sich selbst damit verbunden und in sich hat ausweiten lassen, wurde die Wut still und Neugier und Freude kam zurück. Diese Bedürfnisse dürfen überall in uns sein. So auch in dem Bereich der Überschneidung, wo der andere hineinkommt. Erst wenn wir lernen, dass alles überall sein darf, von uns, gut verteilt, kann der Partner auch sehen, ob er das, was er da sieht lieben und ehren kann. Dann kann die Beziehung auf Authentizität und Ehrlichkeit sich aufbauen. Die Klientin wird sich nicht mehr missverstanden fühlen, wenn sie ihre Bedürfnisse ganz da sein lässt und sich damit committet. Der Partner wird das entweder lieben lernen oder die Beziehung wird sich als nicht nachhaltig herausstellen und dann kann ein Partner kommen, der besser zu dem passt, was man erfahren möchte.
Wir dürfen lernen unsere Bedürfnisse und Gefühle in uns anzuerkennen und uns damit zu zeigen, riskieren, dass der andere nicht damit mitgehen möchte oder kann. Das Geschenk liegt dann darin, dass wir wissen, dass jeder, der sich damit verbinden möchte, auch bereit ist, dass wir in dem wachsen, was uns ausmacht und wichtig für uns ist, ohne das was ausgegrenzt werden muss. Dann muss auch der Partner in sich nichts ausgrenzen und gegenseitiges Wachstum kann geschehen. Jeder für sich und innerhalb der Beziehung.
Ich freue mich, von Dir zu hören.
Dana Stechow
Zwinglistr. 5
10555 Berlin
E-Mail:
praxis@danastechow.de
Telefon:
0176/34680612
Ich freue mich, von Dir zu hören.
Dana Stechow
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